Amerindian Research
Zeitschrift für indianische Kulturen von Alaska bis Feuerland
Dr. Mario Koch
New West
Dieser höchst interessante Bildband versammelt 500 Leinen-Postkarten die sich inhaltlich alle auf den Westen der USA beziehen. Die besondere Oberflächenstruktur und die Leuchtkraft dieser Karten, die alle aus der Zeit der 30er, 40er und 50er Jahre stammen, machen ihren besonderen Reiz aus. In einer Zeit, wo Urlaubsgrüße per Handy versandt werden, sind diese Postkarten etwas Besonderes.
Der eindrucksvolle Band in Form einer großen Post- karte misst 29 Zentimeter in der Breite und 23 Zentimeter in der Höhe (im geschlossenen Zustand). Die erste Post- karte, die im Buch vorgestellt wird, stammt aus dem Jahr 1934. Damals sah der amerikanische Westen noch ein wenig anders aus als heute. Bezeichnend ist, dass auf der Straße im Vordergrund gerade einmal drei Autos zu sehen sind.
Die Herausgeber beschränken sich nicht nur auf eine Präsentation bunter Postkarten, sondern vermitteln auch zahlreiche Informationen zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung im Westen der USA. Dadurch kann der Betrachter mit viel Hintergrundwissen die gründlich aus- gesuchten Karten ansehen. Diese sind thematisch geordnet und zeigen in den Kapiteln "Steam, Steel, Oil, and Information", "Out oft he Wild", „Forging a Frame- work", „Civilizing the City" und "In Pursuit of Happiness" verschiedene Bereiche des amerikanischen Alltags. So zum Beispiel ein Stahlwerk (wo findet man heute noch Postkarten, die eine Industrieanlage zeigen?), eine Ansicht aus dem Bryce Canyon, eine Rinderherde in Colorado, den Japanischen Garten in San Francisco, den Strand von Santa Monica oder die Ansicht der Edwin Natural Bridge im San Juan County, Utah, auf der gleich elf Reiter hinter- einander auf ihren Pferden posieren.
Vieles wirkt schon wie heutige Postkarten, was nur zeigt, dass man heute auch keine anderen Ideen hat. Interessant ist jedoch die ungewöhnliche Themenvielfalt dieser Sammlung, die einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung des amerikanischen Westens bietet.
In der Verbindung mit den erläuternden Texten ent- faltet sich ein breit gefächertes Bild der USA vor knapp 100 Jahren. Wer sich die Mühe macht, die hier präsentierten Postkarten mit Aufnahmen der heutigen Zeit zu vergleichen, wird erstaunt sein, wie wenig sich manchmal verändert hat – abgesehen von der Anzahl der Autos auf den Straßen. Dieser Prachtband ist mehr als ein Bildband, es ist gewissermaßen ein öffentlich einsehbares Archiv der Glanzzeit des Westens.